Am 7. April 2024 besuchten 21 Gäste besuchten die engen Räume beim Arbeitslosentreff in der Falkenberger Straße 30 und wollten erfahren, warum es den Arbeitslosenverband seit 33 Jahren nur in den neuen Bundesländern gibt.
Frau Gerda Striecker als Mitbegründerin des Vereins erzählte in bewegender Form von interessanten Begebenheiten in dieser Zeit.
Das Alter der Anwesenden war gemischt und die eigene Berührung mit der Wiedervereinigung sehr unterschiedlich verlaufen. Wer selbst seinen eigenen Arbeitsplatz, seinen Lebensmittelpunkt unverschuldet verloren hatte, setzt nicht immer die rosarote Brille auf. Tiefpunkte wurden gratis geliefert und damit zurechtkommen musste jeder allein.
Der Arbeitslosenverband ist ein Wende-Verein, der es nicht in die alten Bundesländer geschafft hat. Die Arbeitslosigkeit stieg damals rasant von Monat zu Monat und dieser Verein diente als Auffanggesellschaft mit seinen vielfältigen Projekten, entwickelt durch eine kreative Leitungsebene.
In den ehemaligen Kreisen Ueckermünde, Pasewalk und Strasburg (Um.) gab es gute, clevere Menschen, die über den ABM-Träger eine zeitweilige Anstellung erhielten und sich neuen Herausforderungen stellten. Es entstanden viele ABM-Maßnahmen, die in prekären Situationen des Alltags Hilfe und Unterstützung gaben, so z.B. die Schneiderei, die Tischlerei und die Schuldnerberatung.
Die Börsen sammelten Möbel, Bekleidung und Gebrauchsartikel aller Art und verteilten sie weiter. Neben den Heimatstuben und den Maßnahmen im grünen Bereich waren auch die Suppenküchen und Speisebörsen gefragte Anlaufstellen. Im Zuge der Büchersammlungen konnte am Standort in Pasewalk in der Scheringer Straße 6 eine umfangreiche Bibliothek aufgebaut werden, die noch heute Bestand hat.
Die damaligen Arbeitsprozesse bildeten für die ABM-Teilnehmer neue Erfahrungen und stärkten das Selbstwertgefühl. Die Hilfsbereitschaft mit- und untereinander war beispiellos und nachhaltig.
Es wurde ein interessanter Sonntagnachmittag mit zahlreichen Gesprächen. Gern bieten wir einen weiteren Termin für die ALV-Geschichte an.
Das Erzähl-Café in Strasburg (Um.) greift viele Beispiele des Lebens auf und bietet eine schöne Plattform für Gespräche, die das persönliche Empfinden eines jeden Besuchers direkt berühren.
Mit selbstgebackenem Kuchen und Kaffee fand der Nachmittag seinen Abschluss.
Text/Foto: Gerda Striecker