Der erste Monat im neuen Jahr 2024 war fast um. Was wird uns in den noch elf kommenden Monaten erwarten? Lasst uns das Ganze zuversichtlich und optimistisch angehen. Denn Gründe gibt es viele. Schauen wir nur auf die Vorträge des Heimatkreises.
Die Renaturierung des Strasburger Mühlbachs
Das neue Jahr hatte begonnen. Einen vergnüglichen und interessanten Saisonauftakt 2024 bereitete Frau Irene Kalinin, Diplom-Meliorations-Ingenieurin und Verbands-Geschäftsführerin des Wasser- und Bodenverbandes „Landgraben“ Friedland, mit ihrem Bericht „Die Renaturierung des Strasburger Mühlbaches".
„Schon spannend, solche Projekte durchzuführen“, meinte sie. Dabei habe sie festgestellt, je einfacher diese Projekte zunächst erscheinen, desto komplizierter werden sie immer wieder.
Mitten im Renaturierungsareal, einem kleinen Feuchtgebiet in Strasburg (Um.) und der nordwestlichen Uckermark, war sie für uns unterwegs und den Geheimnissen der Entrohrung des Mühlbaches auf der Spur. Hier war und ist einer ihrer Arbeitsbereiche – die Gewässerunterhaltung – und hier nahm sie die Mitglieder unseres Vereines am 20.01.2024 mit in ihren Alltag.
Das Quellgebiet des Mühlbaches erstreckt sich vom Lauenhagener See – im mecklenburgisch-brandenburgischen Grenzgebiet – den es heute eigentlich so gar nicht mehr gibt, mit Zuflüssen aus Klein Daberkow und Voigtsdorf (Kavelbruch), Kreckow und Groß Daberkow (Daberkower Heide). Der Mühlbach gehört zum Einzugsgebiet der Ucker mit Mündung bei Nieden in die Uecker.
Der Oberlauf bis zum Strasburger Stadtsee befindet sich im Bestand der zu unterhaltenen Gewässer des WBV „Landgraben“ zweiter Ordnung – als eines der wichtigsten Hauptgewässer innerhalb des Verbandsgebietes.
Im Einvernehmen zwischen der EU Wasserrichtlinie und der Stadt Strasburg (Um.) breitete sich ein naturnaher Gewässerausbau und der Rückbau der innerstädtischen Verrohrung (aus den 1960er und 1970er Jahren) von 2013-2023 in der Karl-Liebknecht-Straße (ehem. Schulzenstraße) aus, welcher Ende 2023 abgeschlossen werden konnte. So entstand ein guter ökologischer Zustand.
Mit der Ausweitung der „Wildnis“ verbessern sich auch Frau Kalinin zufolge die
Bedingungen für eine Reihe gefährdeter Tierarten – eine gute Plattform auch für die im Bach besiedelte Meeresforelle.
Auf der Zielgeraden befanden sich zudem die Sanierung der Wehr am Stadtsee bis zum Sandfang Reuterkoppel, die Sanierung der Brücke an der B 104 bis zum Durchlass oberhalb des Hellteiches (2013-2023), die Entschlammung des Hellteiches bis Zimmermannsmühle (2014-2022) und der Rückbau der Verrohrung am Prenzlauer-Bahndamm bis zur Wehr am Strasburger Stadtsee, einschließlich der innerstädtischen Verrohrung (2018-2026).
Der Wehrbypass ist als künftiges Projekt für noch mehr Naturnähe in der nächsten Förderperiode (2024-2026) angedacht. Der Vortrag überzeugte besonders mit seinen glaubhaft inszenierten Berichten und dem gut ausbalancierten Mix aus Bilddokumenten und wichtigen Informationen. Wer dicht am quer durch den Saal laufenden Steg Platz genommen hatte, saß nur einen Meter vom Geschehen entfernt.
Das war ein Vortrag, der Spaß machte, was sich auch herumgesprochen hat. Wir danken Frau Kalinin für den informativen Vortrag.
Archäologie in Strasburg (Um.)
Vor gut 20 Jahren hatte der aus Lüneburg stammende Wahl-Milower Barnim Rödiger erstmals eine Fahrradtour durch die Uckermark gemacht. Er interessierte sich aber nicht nur für malerisch blühende Raps- und Mohnfelder, sondern suchte nach den Geschichten dieser Region. Der hauptberufliche Archäologe hatte Menschen getroffen, die gern über ihre Heimat und Herkunft sprachen. So reifte irgendwann die Idee, das Strasburger Heimatmuseum, in der Stadt, in welcher er seit fast einem Jahr eine neue Heimat fand, zu leiten. Andere würden dankend ablehnen, er hingegen stellte sich der Herausforderung, ein fast 300 Jahre altes Denkmal in der uckermärkischen Provinz neu aufzubauen und einen Treffpunkt für den Ort und seine Bewohner zu schaffen.
Er ist nun einmal geschichtlich interessiert, bringt viel Vorwissen mit, hört aber auch gut zu. Am 17.02.2024 berichtete er nun erneut über „Archäologie in Strasburg (Um.) und Umgebung", was bei den Mitgliedern des Uckermärkischen Heimatkreises Strasburg e.V. und Gästen aus Strasburg (Um.), Prenzlau (Mitglieder des Uckermärkischen Geschichtsvereines) und Fürstenwerder (Henning Ihlenfeldt) offenbar wieder gut ankam – der Saal im Alten Gemeindehaus war rappelvoll.
Barnim Rödiger öffnete ein Zeitfenster und erlaubte einen Blick auf eine beachtenswerte Grabanlage aus der Jungsteinzeit: den Dolmen, das Großsteingrab bei Trebenow. Die gigantischen Feldsteine sind heute noch an der Fundstelle zu bestaunen, die Grabgestaltung soll etwa 7700 Jahre alt sein
Herr Rödiger nahm uns mit zu Ausgrabungen an der jungsteinzeitlichen Siedlung in Louisfelde und zur die Bergung des 15 Tonnen schweren Schälchensteines in der Strasburger Altstädter Straße. Dieser befindet sich heute vor dem Heimatmuseum Strasburg (Um.).
Wir besuchten mit ihm auch den Burgwall zwischen Strasburg (Um.) und Rothemühl. Dieser, an einer uralten Handelsstraße gelegenen und zwischen 800 und 1100 n. Chr. Genutzte, slawische Wall ist der einzige, den das nordöstliche Deutschland überhaupt aufzuweisen hat. Noch heute nötigt die 20 Hektar große Anlage zwischen den inzwischen zugewachsenen Wällen Respekt ab.
Knapp 28 archäologische Fundstellen sind in der Strasburger Innenstadt bekannt. Die Archäologen konnten während der Marktplatzsanierung 1997/98 einen spektakulären neuen Fund präsentieren: Die Reste beider Rathäuser, vor allem aber des mittelalterlichen Rathauses und Feldsteinfundamente von Hackebuden davor, in denen Handwerker ihre Waren feilboten.
Das neue Rathaus, welches ca. 50 m nördlich errichtet wurde, diente von 1691 bis 1945 von der französisch-reformierten Gemeinde als Kirche. Im Keller des Rathauses stießen die Archäologen auf eine kleine Sensationen: 7 Bestattungen im Keller des Gebäudes.
In der Langen Straße und der Mauerstraße wurden mittelalterliche Keramikscherben und Töpferabfallgruben ausgegraben. In der Pfarrstraße wurde eine Kachelofenfabrik mit zwei Brennöfen entdeckt – einer ein zur damaligen Zeit um 1900 hochmoderner Muffelofen.
Die Archäologen bewiesen mit diesen Funden, dass Strasburg (Um.) seit der Stadtgründung im 13. Jahrhundert eine Töpferstadt war.
Bei der Sanierung des Gebäudes Markt 20 zwischen 1991 und 1992 – heutiger Standort der Brunnen Apotheke Strasburg (Um.) - wurde ein Holzkastenbrunnen gefunden. Dieser gab einen Blick auf die Wasserversorgung der Stadt Strasburg (Um.) frei.
Leider gab es im Mittelalter noch keine Fotoapparate oder Mobiltelefone – diese hätten sicher ein großes Rätsel gelöst: das Aussehen der drei Stadttore bleibt uns trotz archäologischer Untersuchungen und Ausgrabungen weiter ein großes Mysterium und sorgt für Spekulationen.
Aus einer Abfolge farbenfroher Dias und ihrer dazugehörigen Beschreibung formte sich schließlich eine Geschichte – ein Vortrag, der viele lose Enden verknüpfte, ein Bericht um Wirklichkeit, Historie unserer Stadt und der Region im Nordosten Deutschlands.
Die Zuhörer waren von Herrn Rödigers Ausführungen begeistert und wir danken ihm für den interessanten Vortrag.
Text: Uckermärkischer Heimatkreis Strasburg e.V.
Fotos: Archiv/ Anne Collier