Interview mit dem Strasburger Bürgermeister Klemens Kowalski beim Musikfest

  anco   Lesezeit: 48 Minuten

interview mit dem strasburger bürgermeister klemens kowalski beim musikfest

Die Jugendlichen der Max-Akademie nutzten bei der Fête de la Musique am 21.06.2024 die Gunst der Stunde und interviewten den Strasburger Bürgermeister Klemens Kowalski. Die Schülerinnen Kessy und Amely sowie die Schüler Fritz und Emil stellten ihm ihre Fragen. Auch Ihnen möchten wir die Antworten nicht schuldig bleiben.

Hier das Interview der Max-Akademie:

 

Kessy: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Schulzeit in Strasburg (Um.)?

Ich habe die Klassen 1 bis 4 in der POS III absolviert. Die 5. Klasse war im Wendejahr, und in der 6. Klasse ging es in die Realschule. Danach wechselte ich ab der 7. Klasse aufs Strasburger Gymnasium. Alles in allem war es eine gute Zeit mit guten Lehrern und Klassengemeinschaften. Wir haben viel erlebt, Unsinn gemacht und wurden gut gefordert.

Kessy: Wie war Ihre berufliche Entwicklung?

Nach dem Abitur habe ich sofort den Wehrdienst absolviert. Danach trat ich im Rathaus Strasburg (Um.) in die Beamtenlaufbahn ein und wurde nach dem Ende der Vorbereitungszeit dort übernommen. Anschließend wechselte ich zur Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Dort arbeitete ich zunächst in der Fischereiüberwachung, wechselte aber sehr schnell in den technischen Bereich. Die Arbeit auf Fischereischutzbooten im Küstenwachverbund und auf Fischereiforschungsschiffen, die Beschaffung und Vorbereitung von Technik sowie deren Betreuung im aktiven Einsatz war sehr spannend. Und nun bin ich wieder dort, wo ich angefangen habe.

 

Amely: Warum wollten Sie ausgerechnet in Strasburg (Um.) Bürgermeister werden?

Es gibt nicht viele Menschen, die diese Geschichte kennen: Als ich noch im Rathaus gelernt habe, spielte ich auf einer internen Weihnachtsfeier mit meinem Keyboard Weihnachtsmusik.

Der frühere Kämmerer meinte an diesem Nachmittag zum damaligen Bürgermeister: „Der wird mal Dein Nachfolger.“

Ebenso wurde ich, als ich mich von Strasburg (Um.) nach Hamburg versetzen ließ, von meinen Eltern gefragt, ob ich vorhabe, jemals nach Strasburg (Um.) zurückzukommen. „Ja, als Bürgermeister“, war meine Antwort.

Deshalb empfehle ich jedem seine Träume und Ideen aufzuschreiben und an ihnen festzuhalten und dafür zu arbeiten.

Amely: Was kostet so ein Wahlkampf?

Das ist tatsächlich für Wahlkämpfer kein Geheimnis. Man sollte finanziell pro Wähler minimal 1,00 € aufwenden. In Strasburg (Um.) sind das pro Wahlkampf im Minimum 4.000,00 €. Aus meiner politischen Erfahrung heraus weiß ich auch, dass das realistisch ist. Mehr bringt nicht zwingend Erfolg. Weniger ist aber auch möglich.

Dann kommt noch die Arbeitszeit hinzu. Wenn man weiß, wie und wo man Werbung machen möchte, kann man das alles planen. Zehn Stunden pro Woche nebenbei sind aber das Minimum. Nach der Wahl zum Bürgermeister wird es nicht weniger Arbeit.

 

Fritz: Welche Probleme wollten Sie zuerst lösen und was haben Sie bisher schon erreicht?

Ich hatte vor, alle Unternehmen und Vereine, die der Stadt bekannt sind, einzuladen und mir anzuhören, was gut war oder ist, was schlecht war und noch ist, was verbessert werden kann. Das habe ich in den ersten 6 Monaten getan. Nicht alles ist lösbar, nicht alles ist sofort lösbar, vieles ist schwer lösbar, aber manche Dinge können verändert werden.

Leider wird noch einige Zeit ins Land gehen, bis ich zufrieden bin mit dem Stand, den ich mir organisatorisch und ablaufpolitisch vorstelle. Das Tagesgeschäft muss laufen und viele Dinge, die liegen geblieben sind, werden Schritt für Schritt aufgearbeitet.

Die Schulen liegen mir besonders am Herzen. Familien mit Kindern sind eine Priorität, weil sie den Fortbestand unserer Stadt sichern. Wir haben einen Neubaubeschluss für die Regionale Schule und einen Sanierungsbeschluss für die Grundschule getroffen – damit können wir erstmal arbeiten.

Wir haben den Digitalpakt für die Schulen begonnen abzuarbeiten. Das hätte schon vor 3 Jahren erfolgen können, ist aber nicht passiert. Da ich beruflich in diesem Bereich fit bin, konnte ich viel selbst vorbereiten, und wir werden diese Investitionen jetzt durchziehen.

Dann arbeiten wir weiter am Neubau des Kulturhauses. Das wird noch ein hartes Stück Arbeit. Mehr können wir jetzt auch erstmal nicht anfangen. Wir sind als Stadtverwaltung ausgelastet. Ansonsten ist es mein Wunsch, dass wir als Stadt oder durch die gute Arbeit aller Vereine mindestens einmal im Monat ein größeres Event in Strasburg (Um.) haben. Das Leben ist schön und wir sollten jeden Atemzug genießen.

 

Emil: Wir sind jetzt 13 Jahre alt. Werden wir die neue Regionale Schule noch kennenlernen?

Kennenlernen auf alle Fälle – ob als Schüler, wage ich jedoch zu bezweifeln. Wir haben die ersten zwei Planungsstufen beschlossen und auch erreicht. Es sind noch einige Planungsstufen nötig, bis es zu einem Spatenstich kommen kann, und wir müssen die Gelder organisieren.

Auch andere kleinere Städte sind in der Lage ähnliche Projekte zu stemmen. Die Fördergelder sind alle beantragt und wir warten nun auf Rückmeldungen. Das ist ein langer Prozess.

Wären wir eine reiche Stadt könnten wir gleich schneller loslegen. Sollten wir unerwartet auf Schwierigkeiten stoßen, werden wir rechtzeitig mit der Stadtvertretung einen Plan B entwerfen. Die Schulen sind lebensnotwendig für unsere Stadt.

Emil: Wann wird das Kulturhaus fertig werden und wie können Kinder und Jugendliche es nutzen?

Das Kulturhaus soll ein Ort der Begegnung und des Feierns sein. Eine monatliche Disko ist ein Wunsch von mir. Theatervorstellungen und ähnliches würde ich mir ebenfalls wünschen.

Natürlich Vereine und Familien, die den Ort beleben. Das Kulturhaus war genau das auch für mich. Und es waren schöne Erinnerungen, die ich Euch auch wünsche.

Text/Fotos: Roland Brauchler