UCKERMÄRKISCHER HEIMATKREIS STRASBURG E.V.: Buchlesung „Domjücher Schicksale“

  anco   Lesezeit: 41 Minuten

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Reinhard Simon, ein in Neustrelitz lebender Verwaltungsangestellte, hat mit seinem Buch ein bemerkenswertes Debüt hingelegt. Seine Dokumentation „Domjücher Schicksale: Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Domjüch bei Neustrelitz in der Zeit des Nationalsozialismus“ (erschienen im Spica-Verlag 2019) begeisterte nicht nur die Jury, sondern auch die Leser. Sie berührte die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle und wurde mit dem Annalise-Wagner-Preis ausgezeichnet. Die Jury lobte sie als „herausragendes Erstlingswerk, das staunen lässt“.

Simon schreibt mit der Souveränität eines erfahrenen Erzählers. Seine Beschreibungen der Lebenswelt im Dritten Reich sind dicht und präzise, seine Figuren werden lebendig.

Am 23. März 2024 lud der Uckermärkische Heimatkreis Strasburg e.V. zur Buchvorstellung ins Alte Gemeindehaus ein, organisiert von Vorstandsmitglied Irene Kalinin. Der Vortrag berührte viele Facetten der menschlichen Gefühlswelt, hauptsächlich Trauer und Nachdenklichkeit.

Die Heil- und Pflegeanstalt Domjüch, gegründet auf Initiative von Großherzog Friedrich Wilhelm im Jahr 1902, erlebte während der Jahre des Nationalsozialismus ihre dunkelsten Stunden. Zwischen 1934 und 1942 wurden 900 Menschen im Landkreis Stargard zwangssterilisiert, und 100 von ihnen fielen der Euthanasie zum Opfer, dem „Gnadenerlass“ Hitlers folgend. Ihr Ziel war Bernburg, wo sie am 11.07.1941 starben. Ab 1943 wurde die Einrichtung zu einer Tuberkuloseanstalt umgewandelt, dennoch starben hier Patienten an Unterernährung, sowohl vorher als auch danach.

Simon sprach über ein Regime der Willkür und betonte die Bedeutung öffentlicher Diskussion, um die Menschen für dieses Kapitel der Ortsgeschichte zu sensibilisieren. Oft verblassen grausame Ereignisse im öffentlichen Gedächtnis, daher sei es wichtig, sie beim Namen zu nennen und die Einwohner nicht zu beschuldigen, sondern sie in den Prozess der Aufarbeitung einzubeziehen. Simon wollte den Opfern dieser Zeit ein Gesicht und eine Geschichte geben, indem er die Lebenswege einiger Frauen und Männer recherchierte.

Der Uckermärkische Heimatkreis Strasburg e.V. bedankt sich herzlich bei Herrn Reinhard Simon für seine Lesung und den unterhaltsamen Nachmittag.

 

Vorstand des Uckermärkischen Heimatkreises

Foto: Spica-Verlag